Narzissmus

„Der Narzissmus“ trägt viele Masken: Heiligkeit, Pflichtbewusstheit, Freundlichkeit und Liebe, Bescheidenheit und Stolz. Er reicht damit von der Haltung eines hochmütigen und arroganten Menschen bis zu der einer bescheidenen und unaufdringlichen Person.“ – Erich Fromm In unserer heutigen Gesellschaft erkranken immer mehr Menschen an der sogenannten Narzisstischen Persönlichkeitsstörung (NPS), die durch eine Störung in der kindlichen Entwicklung gebildet wird. Erkrankte bemerken selbst nur selten, dass sie betroffen sind, außer dass sie an massiven Minderwertigkeitskomplexen leiden. Es sind viel mehr die Angehörigen, die eine Störung im Verhalten erkennen und demzufolge Charakterzüge, wie Arroganz, Selbstliebe, Überheblichkeit, Egoismus und Selbstgefälligkeit, wahrnehmen. Nach der Klassifikation des ICD-10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) kann man drei große Defizite im Wesen der Person erkennen. Ein Mangel an Empathie, eine egoistische Grundhaltung (die bis hin zur Ausbeutung gehen kann) und die Unfähigkeit sich in andere Menschen hineinzuversetzen.

Der Narzisst kann durchaus sozial außerordentlich erfolgreich und freundlich sein, verfolgt aber unterbewusst immer das Ziel bestätigt zu werden, sei es von Kollegen oder Familienmitgliedern, in der Hoffnung so sein labiles Selbstwertgefühl zu kompensieren.

Betrachtet man ein Kind, erkennt man folgende Grundbedürfnisse: Aufmerksamkeit, Bestätigung, Zuneigung und Versorgung. Kommt es zu einem fortlaufenden Vergessen dieser Bedürfnisse, durch z.B. die Mutter, wird sich das Kind nach und nach in seine eigene sogenannte fantastische Welt zurückziehen. Die regelmäßige Belastung stört die Entfaltung der Persönlichkeit und das Kind lehnt schlussendlich den Wunsch nach Zuneigung ab. In dessen eigenen Welt hat der Betroffene sich selbst empor gehoben und betrachtet sich als Idealbild, er muss alles korrekt machen, kann Schwächen nicht eingestehen und Gefühle werden unterdrückt. Es handelt sich hierbei also um einen Selbstschutz, um nicht zu zerbrechen. Daher ist es so fatal, wenn dieser kritisiert wird oder einen Rückschlag erlebt, es rüttelt nur noch mehr an seinem bröckeligen Selbstwertgefühl. In solchen Situationen kann es zu einem Kontrollverlust und aggressiven Durchbrüchen kommen, welche er besonders fürchtet. Die Folge ist eine Realitätsentfremdung und die Frage stellt sich, wer man eigentlich ist. Es scheint dem Betroffenen unmöglich zu sein, das eigene Herz für Liebe zu öffnen und empathisch zu reagieren. Die Angehörigen leiden besonders darunter, dass der Narzisst Gefühle der Sehnsucht, Traurigkeit und des Bedauerns nicht vermitteln kann. Kontroverser Weise ist die ständige Verlustangst ein ständig präsenter Begleiter. Tritt der Fall ein, dass sich jemand von ihm entfernt, kann es zu Hass- und Wutgefühlen, bis hin zu Rachewünschen kommen.

Narzissmus ist häufig ein Grundbaustein für eine Sucht- oder sogar Suizidgefahr. Dies kann geschehen, da derjenige sich vorwiegend leer und gelangweilt fühlt, eine „Lebensmüdigkeit“ kann damit einhergehen. Die Freude am Leben ist abhanden gekommen.

Obwohl der Betroffene ein großes Bedürfnis nach Nähe hat, durch das Defizit in der Kindheit, steht er sich selbst im Wege und versteckt sich hinter einer Mauer, die Zuneigung, Wärme und Nähe abweist. Typisch sind Beziehungen, die auf starkem Misstrauen geprägt sind, damit ihm niemand zu nahe treten kann. Meist begeben sich Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung erst wegen eventueller Begleiterscheinungen, wie Sucht, Suizidgefahr oderDepressionen, in Behandlung. Allerdings muss der Betroffene selbst gewillt sein, etwas zu ändern, sonst wird er weiterhin an seinen Idealvorstellungen festhalten und andere degradieren, um Anerkennung und Kenntnisnahme zu erlangen.